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Junge Film Union - Die Sünderin

FILMDATEN

Buch: Gerhard Menzel und Ernst Marischka, nach einer Idee von Willi Forst

Regie: Willi Forst

Regieassistenz: Hans Georg Marischka

Kamera: Venzel Vich

Kamera-Assistenz: Klaus Schumann

Schnitt: Max Brenner, Rudolf Schaad

Ton: Martin Müller

Musik: Theo Mackeben

Darsteller: Hildegard Knef (Marina), Gustav Fröhlich (Alexander), Robert Meyn (Marinas Stiefvater), Jochen Wolfgang Meyn (Marinas Stiefbruder), Andreas Wolf (Arzt), sowie Theo Tecklenburg, Vera Frydtberg, Carl Voscherau, Aenne Bruck, Benno Gellenbeck, Karl Kramer, Horst von Otto

Uraufführung: 18. Januar 1951 in Frankfurt, Turm-Palast

 

HINTERGRUND

Kein Film der fünfziger Jahre hat die Gemüter so errregt, wie „Die Sünderin“. Bei dieser Kooperation von JFU und der Deutschen Styria-Filmgesellschaft mbH übernahm die JFU die technische Durchführung. Für die Regie wurde Willi Forst verpflichtet, der auch die Idee für das Drehbuch geliefert hatte.
Im Hinblick auf die späteren Proteste ist es interessant, dass bereits in der Vorbereitungsphase die Brisanz des Stoffes erkannt und daher eine Einbeziehung der FSK, ebenso wie von Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche in die Enstehung des Filmes beschlossen wurde. Ende November 1950 wurde die Rohschnittfassung dann Vertretern der beiden Kirchen vorgeführt, die sich zwar nicht begeistert von Ethik und Stoff zeigten, aber auch keine absolute Ablehnung erkennen liessen. Die FSK gab den Film ohne Auflagen, lediglich mit der Empfehlung zweier Schnitte frei und verbot nur die Aufführung vor Jugendlichen unter 16 Jahren und an stillen Feiertagen. Die empfohlenen Schnitte wurden nicht vorgenommen, der Film wie geplant am 18.1.1951 uraufgeführt.
Wenige Tage nach der Uraufführung kündigten die Vertreter der Kirche ihre Mitarbeit in der FSK auf, da sie ihre Interessen nicht mehr vertreten sahen. Im Folgenden wurden die Proteste der Kirchen und kirchennaher Kreise so massiv, dass der Film in einigen Städten sogar polizeilich verboten wurde. Trotzdem oder gerade deswegen sahen ca. fünf Millionen Menschen den Film in den ersten vier Monaten. Die höchsten Besucherzahlen verzeichnete er Anfang März auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen; mit dem Abebben der Skandaldiskussion im Frühsommer gingen auch die Besucherzahlen zurück. „Die Sünderin“ war also dank der Proteste und Boykottaufrufe der Kirchen ein Publikumserfolg geworden, zu dem er sich ohne diese ungewollte „Promotion“ durch seine Gegner wohl in diesem Maße nicht entwickelt hätte.

 

INHALT

Die „Sünderin“ Marina wächst in einer zerrütteten Familie im nationalsozialistischen Deutschland auf. Ihr Stiefvater ist durch seine Distanz zum NS-Regime ohne Arbeit, die Mutter lässt sich von fremden Männern aushalten. Als ihr Stiefbruder versucht, Marina zu verführen, geht sie darauf ein und lässt sich für ihr „Entgegenkommen“ fortan beschenken. Als der Stiefvater hinter das Verhältnis der beiden kommt, verprügelt er seinen Sohn und wirft Marina aus dem Haus. Sie hält sich mit Herrenbekanntschaften über Wasser und erlebt das Ende des Krieges in München, wo sie es zu einer Wohnung und etwas Wohlstand gebracht hat. Hier trifft sie eines Tages in ihrer Stammbar auf den Maler Alexander. Sie nimmt den Mann, der trinkt und von seiner Frau verleugnet wird, mit in ihre Wohnung, wo er ihr am nächsten Morgen erzählt, dass er einen Gehirntumor und nur noch wenige Wochen zu leben habe. Er ist entschlossen, seinem Leben mit Schlaftabletten ein Ende zu setzen, wenn er sein Augenlicht und damit seine Arbeitsgrundlage verlieren sollte. Marina respektiert diese Entscheidung, versteckt jedoch seine Schlaftabletten vor ihm. Mit Marinas Erspartem reisen sie nach Italien, Alexander beginnt wieder zu malen. Sie verbringen eine glückliche Zeit, bis Alexander von seiner Krankheit eingeholt wird. Nach der Rückkehr nach München versucht Marina, den Arzt zu finden, der eine Operartion Alexanders für möglich gehalten hatte. Das für den Eingriff nötige Geld will Marina beschaffen, indem sie sich erneut in einer Bar anbietet. Doch ihr gelingt es nicht, einen „Kavalier“ für sich zu gewinnen. Am Rande der Verzweiflung erkennt sie in einem Besucher der Bar den Gesuchten. Sie geht mit ihm in ein Hotel. Dort erkennt der Arzt in Marina Alexanders „Frau“ und veranlasst sofort die Operation. Während des Eingriffs betet Marina voller Inbrunst zu Maria und Jesus und bittet sie um Fürsprache bei Gott, an den sie sich wegen ihrer Vergangenheit glaubt nicht direkt wenden zu dürfen. Nach dem Eingriff scheint Alexander genesen und die beiden ziehen nach Wien, wo Alexander wieder zu malen beginnt, vor allen Akte Marinas. Die Bilder sind gefragt, Alexander wird als neues Talent gefeiert. Als er das Bild „Die Sünderin“ nach einem Akt Marinas beendet hat, erblindet Alexander plötzlich. Marina, die ihm für diesen Fall versprochen hatte, ihn von seinem Leiden zu erlösen, gibt ihm eine Überdosis Schlaftabletten und begeht Selbstmord.